Der 06.11.21 und das zehnte Saisonrennen in Herne stand vor der Tür. Eine Indoorstrecke, die eher nicht zu den Highlights im Rennkalender der Kart-Hornets zählt, bot am Renntag trotzdem ein besonderes Spannungselement, da während des Coronalockdowns die Streckenführung verändert wurde. Das neue Streckenlayout bot einen angenehmeren Fluss sowie schnellere Rundenzeiten. Überholmöglichkeiten waren aber immer noch rar gesät, so dass es für die zwölf Teilnehmer einmal mehr auf eine gute Performance im Qualifying auf einem unbekannten Streckenlayout ankam.
Und das Qualifying hatte es in sich, weil sich einige Plätze auf der Stoppuhr erst auf der letzten Nachkommastelle entschieden: Christian belegte am Ende des Qualifikationslaufes den zwölften Platz hinter Udo und Oldenzaalsieger Jannik. Davor rangierten Olli und Frank, der sich Kai um lediglich eine Tausendstel geschlagen geben musste. Kai wiederum wurde um zwei Tausendstel von Tobi auf Platz Sieben verwiesen, der seinerseits Alex um knapp 40 Tausendstel unterlag. Dieser folgte einem fast schon altbekannten Muster und reihte sich wie schon in Kirchlengern und Oldenzaal um wenige Tausendstel – Sieben an der Zahl – hinter Stephan ein. Der Präsi saß seinem Meisterschaftskonkurrenten Peter im Nacken, der sich zwar vor seinem Rivalen qualifizieren konnte, aber auf Platz Drei Claas und Norman unterlag, die – auch durch neue Motoren in ihren Karts begünstigt – die Speerspitze bildeten.
Selten waren wenige Tausendstel im Qualifying so entscheidend wie am heutigen Tag: Genau wie im Vormonat gab ein fliegender Start das Rennen frei, der gleichzeitig die Erlaubnis zum Überholen symbolisierte. „Leichter gesagt als getan“ musste ein jeder Fahrer fortan auf dem engen Indoorkurs feststellen. Nur Christian am Ende des Feldes konnte Udo auf dem falschen Fuß erwischen: Er beschleunigte mit mehr Schwung aus der ersten Linkskurve heraus und setzte sich in der folgenden Rechtskurve auf der Innenseite neben seinen Vordermann. Diesem blieb keine Chance, sich zu verteidigen und übernahm die rote Laterne von seinem Konkurrenten. Für Christian ging es sogar noch einen weiteren Platz nach vorne: Jannik steuerte ebenso wie Udo im weiteren Verlauf des Rennens vorzeitig die Box an und hatte dieses Mal nicht eine, sondern zwei Einsen auf seinem Endergebnis stehen. An der Spitze des Feldes konnte Norman schon früh Reißaus nehmen. Claas folgte ihm unauffällig und wahrte sowohl nach vorne als auch nach hinten einen gewissen Sicherheitsabstand. Dahinter nahm das Rennen aber Fahrt auf: Peter, der sich Claas in der Qualifikation nur knapp geschlagen geben musste, hatte im Rennen plötzlich sichtbar mit seinem Gefährt zu kämpfen. Stephan bemerkte dies sofort und gönnte ihm eine halbe Stunde lang keine ruhige Minute. Auch Alex, Tobi und Kai ließen sich nicht abschütteln und bildeten damit das berühmte, wie an der Perlenkette gezogene, Verfolgerfeld. Es war ein Rennen, das mehr von der Spannung als von Rad an Rad Action auf der Strecke geprägt war, weil sich auf den Platz Drei und Vier sowie auf den Plätzen Fünf und Sechs direkte Meisterschaftskonkurrenten gegenüberstanden. Wie groß Peters Schwierigkeiten mit seinem Kart wurden, offenbarte sich spätestens, als auch noch Frank und Olli zu dem Pulk, das Peter anführte, aufschließen konnten. Das Überholen blieb zwar nahezu unmöglich, ein Fehler könnte aber direkt mehrere Platzverluste bedeuten und stellte die Teilnehmer so vor eine extreme mentale Aufgabe. Leichte Kontakte und damit auch kleine Psychospielchen mit dem Vordermann waren Runde für Runde Normalität, da sie einerseits unvermeidbar waren, andererseits aber auch ein willkommenes Mittel darstellten, um den direkten Konkurrenten unter Druck zu setzen. Der Präsi zeigte sich sogar mehrmals in Peters Augenwinkel, steckte in den entscheidenden Momenten aber doch zurück. Auch dahinter kam es zu keinem weiteren Platztausch. So bildeten Olli und Frank die Schlusslichter dieses dicht an dicht fahrenden Zuges hinter Kai und Tobi. Alex verwaltete Platz Fünf im Heck von Stephan, der Peter in diesem ereignisarmen, aber psychologisch anspruchsvollen Rennen nur knapp unterlag. Claas und Norman hingegen hatten mit all dem nichts am Hut, bezogen schon früh ihre Plätze Zwei und Eins und konnten damit ihre aufsteigende Form aus dem Vormonat bestätigen.
Der heutige Sieg im Duell mit Stephan stellt für Peter nur einen kleinen Erfolg dar: Er kann den Rückstand von 21 Punkten auf 19 Zähler verkürzen – zu wenig, um den Präsi ernsthaft ins Schwitzen zu bringen, der mit seinem vierten Platz jetzt 150 Punkten gesammelt hat. Der Kampf um Platz Drei spitzt sich jedoch weiter zu: Tobi hat mit 120 Punkten nur noch zwei Zähler Vorsprung auf Alex und auch Norman schaltet sich dank seiner starken Ergebnisse aus den letzten beiden Monaten in die Auseinandersetzung um den finalen Platz auf den Treppchen mit ein: Nun bei 110 Punkten angekommen wittert er erstmals seit längerer Zeit wieder Morgenluft und kann die beiden Fahrer vor ihm im weiteren Verlauf der Saison ins Visier nehmen.